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Aktuelles

»Baumängel, Graffiti und fehlende Infotafeln …

Vielen Menschen, die in den vergangenen Monaten am Mahnmal vorbei gegangen sind, ist vor allem aufgefallen, dass die Fenster beschlagen sind und der Blick ins Innere kaum möglich ist.

Die Ursachen dafür sind/waren Baumängel und ein fehlender Stromanschluss.

Beides soll nun endlich behoben sein. Nichts desto trotz wird es noch dauern, bis die über Monate eingezogene Feuchtigkeit aus dem Bauwerk verdunstet ist, ohne, dass neue Kondensfeuchtigkeit entsteht und sich an Fenstern und Wänden niederschlägt. Auch wir bedauern den Zustand sehr! Außer, unermüdlich bei den Verantwortlichen nachzufragen, haben wir aber leider nichts zu einer Veränderung beitragen können.

Mit Spachtel und Putzzeug haben wir in den letzten Monaten einige Aufkleber und Farbe von den Fenstern und Rahmen geschrubbt. Die Entfernung von großflächigen Farbfeldern auf dem Stein kann aber nur die Stadt leisten (und ist auch ihre Aufgabe). Hier kann sich gerne an die Kulturbehörde Bremen gewandt werden.

Dass es immer noch keinen Tafeltext gibt, liegt daran, dass es (und das ist uns bis heute absolut unbegreiflich) in der Stadt Bremen bisher keine standardisierten Verfahren gab, um einen Text im öffentlichen Raum zu genehmigen. Bereits im März 2023 haben wir genau diese Frage bei den Verantwortlichen aufgeworfen. Wir werden dazu hoffentlich bald ein Update geben können.

Für Fragen zum Stand der oben genannten Dinge bitte die Pressestelle der Bremer Kulturbehörde anfragen. Bei Sichtungen von rechten und antisemitischen Parolen bitten wir ebenfalls über eine kurze Nachricht an info@geraubt.de.

Das Bremer „Arisierungs“-Mahnmal erinnert mich an Doris, Tochter von Ernst und Elisabeth, zwölf Jahre alt, geboren in Guben

Marita Kloppenburg Januar 2024

In ihrem Roman „Heimsuchung“ beschreibt Jenny Erpenbeck die Versteigerungen von jüdischen Möbeln und Hausrat.

Als ich das erste Mal davon hörte, dass in Bremen – als bisher erstem und einzigem Ort in Deutschland – ein Denkmal zur „Arisierung“ jüdischen Eigentums im Nationalsozialismus eingeweiht werden soll, fiel mir sofort eine Passage in einem Roman ein, den ich ca. 14 Jahre zuvor gelesen hatte. In ihm wird literarisch auf sehr eindrückliche Weise das beschrieben, woran das Bremer Denkmal erinnern möchte.

Ich weiß noch heute, wie tief mich diese Geschichte von Doris, Tochter von Ernst und Elisabeth, zwölf Jahre alt, geboren in Guben, bewegt und zu Tränen gerührt hat.

Daher war auch meine erste Reaktion auf das Denkmal eine sehr positive: Wie gut, dass es hier in Bremen einen Ort gibt, der an die systematische, bis ins Kleinste durchorganisierte und Schritt für Schritt durchgeführte Vernichtung von jüdischem Leben, und hier speziell an den Raub von Möbeln und des gesamten Hausinventars, erinnert!

In ihrem Roman „Heimsuchung“ (2008, Eichborn AG, Frankfurt am Main) beschreibt Jenny Erpenbeck ein Haus mit Grundstück an einem märkischen See in Brandenburg und erzählt die Geschichten der wechselnden Bewohner im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts und die Einflüsse der geschichtlichen Ereignisse auf ihr Leben.

Ein Kapitel des Buches trägt die Überschrift „Das Mädchen“ und es geht um Doris, Tochter von Ernst und Elisabeth, zwölf Jahre alt, geboren in Guben. Ihre Mutter Elisabeth ist die Schwester von Ludwig, deren Eltern heißen Arthur und Hermine und sind jüdische Tuchfabrikanten. Die Familie besitzt ein Grundstück an besagtem märkischen See mit Badehaus und Steg, wo sie im Sommer und an Wochenenden schöne Tage verleben.

Im Jahr 1936 wandert Doris Onkel Ludwig mit seiner Frau Anna nach Südafrika aus, 1939 wollen auch die Großeltern Deutschland verlassen und verkaufen das Seegrundstück an den benachbarten Architekten, der dafür eine „Entjudungsgewinnabgabe“ von 6% an das Finanzamt zahlen muss.

Bevor die Ausreise möglich ist, werden die Großeltern jedoch von der Levetzowstraße in Berlin-Moabit aus abtransportiert und sterben in Kulmhof bei Litzmannstadt in einem Gaswagen, während gleichzeitig ihr gesamter Besitz – auch der Verkaufserlös des Seegrundstücks – an das Deutsche Reich, vertreten durch den Reichsfinanzminister, fällt und der Hausrat versteigert wird.

Ernst, der Vater von Doris, stirbt als Zwangsarbeiter beim Autobahnbau an Fleckfieber und Doris wird mit ihrer Mutter Elisabeth nach Warschau deportiert.

Auch Ernst und Elisabeth hatten sich um eine Ausreise nach Brasilien bemüht und für den Umzug Möbel und Hausrat in einen Container verpackt:

„In Brasilien, hatte der Vater gesagt, wirst Du einen Sonnenhut brauchen. Gibt es in Brasilien auch Seen? Aber ja. Gibt es in Brasilien auch Bäume? Doppelt so große wie hier. Und unser Klavier? Das passt nicht mehr rein, hatte der Vater gesagt und die Tür des Containers, in dem ihr Schreibpult stand, und mehrere Koffer mit Wäsche und Anziehsachen, und ihr Bett mit den Matratzen und all ihre Bücher, zugemacht und verschlossen. Auf dem Hof irgendeiner Gubener Spedition stand sicher immer noch dieser Container …“ (Seite 86)

Als Doris und ihre Mutter 1942 im Warschauer Ghetto leben, wird an einem Tag im Juni „ … ihr gesamter Gubener Hausrat in der umgekehrten Reihenfolge, in der ihr Vater und ihre Mutter ihn zwei Jahre zuvor für die Ausreise nach Brasilien in die Container gepackt hatten, von Herrn Carl Pflüger und dem ihm beigeordneten Kriminalkommissar Pauschel aus den Containern herausgenommen und für die Versteigerung hergerichtet.“ (Seite 88)

»… genau an diesem Tag im Juni, etwa zwei Monate nach ihrer Ankunft in Warschau wurde, ohne dass sie es wußte, in Guben ihr Kinderbett, laufende Nummer 48, für Mk. 20,- an Frau Warnitschek aus der Neustädter Straße 17 versteigert, ihre Kakaokanne, laufende Nummer119, an Herrn Schulz aus der Alten Poststr. 42, nur wenige Häuser neben dem Haus, in dem sie gewohnt hatten, und die Zieharmonika ihres Vaters, laufende Nummer 133, für Mk. 36,- an Herrn Moosmann, Salzmarktstraße 6. Am Abend dieses Tages, an dem sie erst kurz vor der Sperrstunde in ihr Quartier zurückging, an diesem Abend eines der längsten Tage des Jahres 1942, an dem ein leichter, frühsommerlicher Wind die Zeitungen fortwehte, mit denen die Körper der Toten bedeckt waren, und Verwesungsgeruch aufstieg, an diesem hellen Abend, an dem sie, wie sie es sich hier angewöhnt hatte, in Schlangenlinien heimging, um nicht über die Leichen zu stolpern, am Abend dieses Tages, an dem sich wie an allen anderen Abenden das Weinen der elternlosen Kinder in den Hausfluren erhob, an diesem Montagabend, an dem ihre Mutter ihr die für die Armbanduhr eingetauschten Kartoffeln vorsetzte, sehr wahrscheinlich die letzten, die sie in ihrem Leben gegessen haben würde, an diesem Abend schon ruhten all die Bettlaken von Ernst, Elisabeth und Doris, je paarweise für Preise zwischen Mk. 8, Pf. 40 und Mk. 8, Pf. 70 ersteigert, laufende Nummern 177 bis 185, glattgestrichen in den Wäscheschränken der Familien Wittger, Schulz, Müller, Seiler, Langmann und Brühl, Klemker, Fröhlich und Wulf.« (Seiten 88 f.)

Im Verlauf des Buchkapitels wird beschrieben, wie Doris in einer winzig kleinen, stockdunklen Kammer ausharrt, die ihr als Versteck dient und das sie auf Geheiß der Mutter nicht verlassen darf. Sie ist nun mutterseelenallein, das Ghetto wurde geräumt und auch die Mutter wird nicht wiederkommen. Alles um sie herum ist vollkommen still und dunkel und niemand mehr weiß, dass sie da ist. „Farbig ist nur noch das, woran sie sich erinnert, mitten in dieser Dunkelheit.“ Und diese Erinnerungen sind vor allem die an das Grundstück am märkischen See, an dem die Familie viele glückliche und unbeschwerte Stunden verbracht hat.
„Während das Mädchen in seiner schwarzen Kammer sitzt und von Zeit zu Zeit versucht, sich aufzurichten, dabei aber mit dem Kopf gegen die Decke des Verstecks stößt, während es die Augen weit aufmacht und dennoch nicht einmal die Wände seiner Kammer sehen kann, während die Dunkelheit so groß ist, dass das Mädchen nicht einmal erkennen kann, wo sie aufhört, erscheinen in seinem Kopf Erinnerungen an Tage, an denen das ganze Blickfeld mit Farben ausgefüllt war bis an die Ränder. Wolken, Himmel und Blätter, Blätter von Eichen, Blätter der Weide, die wie Haare herunterhängen, schwarze Erde zwischen den Zehen, trockene Kiefernnadeln und Gras, Kienzapfen, schuppige Rinde, Wolken, Himmel und Blätter, Sand, Erde, Wasser und Bretter des Stegs, Wolken, Himmel und gleißendes Wasser, in dem die Sonne sich spiegelte, schattiges Wasser unter dem Steg, durch die Ritzen kann sie es sehen, wenn sie sich mit dem Bauch auf die warmen Bretter legt, um nach dem Baden zu trocknen. Nachdem der Onkel schon fort war, hatte der Großvater sie noch zwei Sommer lang zum Segeln mitgenommen. Sicher steht die Jolle des Großvaters noch immer in der Werft des Dorfes. Seit vier Jahren im Winterquartier. Jetzt, ohne zu wissen, ob draußen Tag ist oder Nacht, greift das Mädchen nach der Hand, die der Großvater ausstreckt, steigt vom Steg auf den Bootsrand hinüber, sieht, wie der Großvater den Knoten, mit dem das Boot am Steg festgemacht ist, löst und das Seil ins Boot wirft.“ (Seite 81)

Auch Schwimmen hatte Doris dort im See gelernt und die Nachbarin hatte ihr gezeigt, wie man Krebse fängt, eine Weide hatte sie mit dem Großvater und dem Onkel dort gepflanzt.

Schließlich wird das Mädchen in der Kammer der verlassenen Wohnung in der Nowolipiestraße in Warschau entdeckt vom „Werterfassungskommando unter Leitung eines deutschen Soldaten“.

Zum letzten Mal geht sie nun durch die Straßen des Ghettos in Warschau und wird in ein Vernichtungslager deportiert.

„Von den hundertzwanzig Menschen im Waggon ersticken während der zweistündigen Fahrt ungefähr dreißig. Weil sie ein elternloses Kind ist, gilt sie, wie auch einige Alte, die nicht mehr gehen können, und ein paar, die während der Fahrt den Verstand verloren haben, als Hindernis für den reibungslosen Ablauf und wird deshalb gleich nach der Ankunft beiseite getrieben, an einem Kleiderhaufen vorüber, der so hoch ist wie ein Berg … Zwei Minuten lang wölbt sich über ihr ein leicht bewölkter weißlicher Himmel, so wie am See immer kurz vor dem Regen, zwei Minuten lang atmet sie den Geruch nach Kiefern ein, den sie gut kennt, nur die Kiefern selbst kann sie wegen des hohen Zauns nicht sehen. Ist sie tatsächlich nach Hause gekommen? Zwei Minuten lang spürt sie den Sand unter den Schuhen, auch ein paar kleine Feuersteine und Kiesel aus Quarz oder Granit, bevor sie die Schuhe für immer auszieht und sich auf das Brett stellt, um sich erschießen zu lassen.

Nichts Schöneres, als mit offenen Augen zu tauchen. Hinzutauchen bis zu den schimmernden Beinen von Mutter und Vater, die eben schwimmen waren und nun durch das flache Wasser zurück zum Ufer waten. Nichts Schöneres, als sie zu kitzeln und, durchs Wasser gedämpft, zu hören, wie sie kreischen, um ihrem Kind eine Freude zu machen.

Drei Jahre lang hat das Mädchen Klavierspielen gelernt, aber jetzt, während sein toter Körper in die Grube hinunterrutscht, wird das Wort Klavier von den Menschen zurückgenommen, jetzt wird der Rückwärtsüberschlag am Reck, den das Mädchen besser beherrschte als seine Schulkameradinnen, zurückgenommen und auch alle Bewegungen, die ein Schwimmender macht, das Greifen nach Krebsen wird zurückgenommen, ebenso wie die kleine Knotenkunde beim Segeln, all das wird ins Unerfundene zurückgenommen, und schließlich, ganz zuletzt, auch der Name des Mädchens selbst, bei dem niemals mehr jemand es rufen wird: Doris.“ (Seite 91 f.)

An diese Geschichte von Doris, Tochter von Ernst und Elisabeth, zwölf Jahre alt, geboren in Guben, denke ich nun dank des Bremer Denkmals zur „Arisierung“ jüdischen Eigentums im Nationalsozialismus häufiger, beim Überqueren der Wilhelm-Kaisen-Brücke, beim Spaziergang auf der Weserpromenade oder auf dem Weg ins Weserstadion.


Marita Kloppenburg

Gesprächsrunde mit den Initiator:innen des Mahnmals zur Enteignung von Jüd:innen in Bremen

Im September 2023 wurde an der Tiefer, unmittelbar neben der Bremer Wilhelm-Kaisenbrücke und dort, wo jetzt die »Grünen Bude« liegt, das Mahnmal zur Erinnerung der Beraubung jüdischen Eigentums während der NS-Zeit eingeweiht. An den unrechtmäßigen Enteignungen teilgenommen und von dieser profitiert haben sowohl Bremer Reichsbehörden, Unternehmen als auch private Bürger:innen.

In Bremen gibt es eine Vielzahl von Orten, die mit der »Arisierung“ im Zusammenhang stehen. Beispielsweise das Finanzamt als Verwaltungsstätte, der Europahafen als Umschlagsplatz für »Auswanderungsgut«, das Aladin (ehemals »Tivoli«), und ebenso die Gaststätte des heutigen wohninvest WESERSTADION für Verkäufe oder Versteigerungen.

Bei der Veranstaltung »Mahnmal-Projekt an der Tiefer - Vortrag zur Enteignung jüdischen Eigentums und die Rolle des Weser-Stadions« am 29. Januar 2024 bietet der SV Werder den Initiator:innen des Mahnmal-Projekts von geraubt.org die Möglichkeit, über ihre Recherchen und den Prozess des Mahnmals zu berichten.

Wann? 29. Januar 2024, 19 Uhr
Wo? Auf der Grünen Bude, Tiefer 1, 28195 Bremen 

Der Verein Werder Bremen ist durch die Nutzung seiner wichtigsten Sportstätte konkret mit diesen Verbrechen verbunden und nimmt sich der daraus resultierenden Verantwortung an. Referieren werden Evin Oettinghausen und Henning Bleyl.

Barbara Maass

Memorial Speech Bremen September 10, 2023

Hello. My name is Barbara Maass. I am the granddaughter of Adolf Maass and Käthe Elsbach Maass. I never knew my grandparents as they were murdered at Auschwitz in May, 1944, 10 years before my birth. My grandfather was 68 years old, my grandmother 56.

My grandparents managed to send their 3 children, my father Gerhart, my uncle Herbert (Teddy) and my aunt Lisa out of Germany by 1938. My father arrived in Canada that year at 20 years of age.

My grandparents both came from very well-established families in Germany. The Elsbach family were the founders of the Elsbach clothing factory in Herford. In the 1920s this factory was the largest of its kind in Europe. My uncle has traced the Maass family tree to at least the 17th century in the Bielefeld region and in particular the town of Burgholzhausen. The 2 families worked hard, were integrated into German society and culture, and were prosperous.

After high school, my grandfather became an apprentice at Kühne & Nagel here in Bremen. In 1902, after only one year and a half, he was asked by the company founder August Kühne to establish a branch of the firm in Hamburg. A short 8 years later, in 1910, Adolf Maass became a partner in the company. Although a 45% shareholder of the very successful Hamburg branch of Kühne & Nagel, my grandfather was forced out of the company in April 1933 as he was Jewish.

My father stated the following in the testimony he gave for the Shoah project: “… someone came from the Board of Trade to his office and said ‘As long as the Jew Maass was still the boss in Hamburg of Kühne & Nagel’, no more government contracts would be given to the firm and no more outside business could be asked for. That meant that the whole staff would be out of a job within a very short time. My father heard that and saw his whole life’s work destroyed, he quit on the spot, gave his resignation.” The interviewer then asks my father, “You say he quit, but actually he was forced to resign?” And my father answered “Definitely.”

About one week later, on May 1st, 1933, August Kühne’s two sons, Alfred and Werner, who were now free to manage the company on their own, became members of the Nazi Party.

My grandparents, as millions of other innocent people, suffered the ultimate price of Aryanization. Slowly but surely after 1933, their economic livelihoods were extinguished, their assets were heavily taxed and stolen, their belongings confiscated. Slowly but surely, they lost property, freedom, and identity. After Kristallnacht in November of 1938, Adolf was arrested and sent to Sachsenhausen concentration camp for several weeks. In 1941, Adolf and Käthe were sent to the Judenhaus on Bogenstrasse in Hamburg and in July of 1942 ordered to Theresienstadt. On May 14th, 1944, they were on the transport to Auschwitz and were very likely murdered upon their arrival.

My father Gerhart (Gerry) died 12 years ago at the age of 90. The searing pain of the murder of his parents never left him. I believe that he thought about them constantly (all the time) and he always carried the burden of not having been able to get them out of Germany. Many applications for visas were unsuccessful, especially once war broke out.

As young children, my brother and I knew very little of what had really happened. I believe that my father wanted to protect us in a way, to allow us to live a relatively “normal” childhood. Before their internment, in 1938, Adolf and Käthe had managed to ship a portion of their belongings to their children, to my father in Canada, my uncle in England and my aunt in the United States, in the hopes of joining them soon. In our house in Montreal there was furniture, books, porcelain and artwork of my grandparents, what I realized only later was a very unusual situation for surviving family members of Holocaust victims. These items meant the world to my father and somehow kept alive a connection with his parents that we didn’t really comprehend at the time.

In 1943, my father succeeded in becoming a Canadian soldier and during the war he served with the Canadian Intelligence Corps in France, Belgium, the Netherlands, and Germany. In 1945-1946 he was stationed near here with the Canadian Area Security Office in Oldenburg. He was able to find out what had happened to his parents and to eventually retrieve many stolen items, from silverware to the Elsbach factory.

Until quite recently, I was unable to read about the Holocaust, and certainly not able to watch documentaries or movies about it. It was too painful, it was too horrifying, it was too frightening. Today, at 69 years of age and perhaps because of the time that has now passed since the death of my father, I finally feel stronger to be able to try and face what happened to my grandparents, to other members of my family, and to the unfathomable millions of victims of the Holocaust. 

I believe that in order to have some hope that this pure evil does not rise again, we need to grapple with what happened and precisely how it happened. This reckoning is needed here and now, including with regard to companies such as Kühne and Nagel. Surely knowing is the first most basic and essential component needed to counter state-sanctioned lies, envy, cruelty, hatred, theft and genocide throughout the world.

My mother Joan and I donated the archives of my father and my uncle, including thousands of written documents and photos, to the Montreal Holocaust Museum. I am now reading all the correspondence, and, in a twist of irony, am finally getting to know my grandparents as they speak to their children through these letters. They give them loving advice, they talk of precious memories together, they try to comprehend what is happening. Käthe Maass wrote to her children on September 1st, 1939, the day Germany invaded Poland and World War II began: “You all should follow your own best judgement and don’t worry about us. When everything is over let us hope we see each other again”.*

Thank you Henning Bleyl, Evin Oettingshausen, the city of Bremen and everyone involved with this important memorial which asks us to acknowledge and understand the processes which facilitated, supported and made possible the Holocaust, that is Aryanization. This memorial is a significant step to recognizing the unconscionable actions of the accomplices and the profiteers of the Holocaust.

*„Geht ruhig Euren Weg, macht Euch um uns keine Sorgen. Wenn alles vorüber sehen wir uns hoffentlich alle weider‟.

Barbara Maass

2023-09-05

Übersetzung

Memorial Speech Bremen September 10, 2023 

Hallo. Mein Name ist Barbara Maass. Ich bin die Enkelin von Adolf Maass und Käthe Elsbach Maass. Ich habe meine Großeltern nie kennengelernt, weil sie im Mai 1944 in Ausschwitz ermordet wurden, zehn Jahre vor meiner Geburt. Mein Großvater war 68, meine Großmutter 56 Jahre alt.

Meine Großeltern haben es geschafft, ihre 3 Kinder – meinen Vater Gerhart, meinen Onkel Herbert (Teddy) und meine Tante Lisa – 1938 aus Deutschland ins Ausland zu schicken. Mein Vater kam im selben Jahr als Zwanzigjähriger in Kanada an.

Meine Großeltern kamen beide aus wohletablierten Familien in Deutschland. Die Elsbachs waren die Gründer der Hemdenfabrik Elsbach in Herford, der größten Wäschefabrik im Europa der 1920er Jahre. Mein Onkel konnte die Ursprünge der Familie Maass mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, in die Region Bielefeld und insbesondere die Stadt Borgholzhausen. Beide Familien arbeiteten hart, waren sozial und kulturell in Deutschland verwurzelt und hatten es zu Wohlstand gebracht.

Nach der Schule fing mein Großvater eine Lehre bei Kühne + Nagel hier in Bremen an. 1902, nach nur eineinhalb Jahren, wurde er vom Gründer August Kühne mit dem Aufbau eines Firmenzweigs in Hamburg betraut. Und 1910, nur acht Jahre später, wurde Adolf Maass Partner bei Kühne + Nagel. Obwohl er 45%iger Teilhaber des sehr erfolgreichen Hamburger Zweigs war, wurde er als Jude im April 1933 aus dem Unternehmen gedrängt.

Mein Vater berichtete im Rahmen des Shoa Project darüber: „Jemand von der Handelskammer kam in sein Büro und sagte, solange der ‚Jude Maass‘ Leiter von Kühne + Nagel in Hamburg sei, würde es keine weiteren staatlichen Aufträge für das Unternehmen und keine weiteren Geschäftsmöglichkeiten mehr geben. Die gesamte Belegschaft hätte also bald keine Arbeit mehr gehabt. Meinem Vater wurde in diesem Moment klar, dass sein gesamtes Lebenswerk zerstört war. Er kündigte auf der Stelle.“ Der Interviewer fragt dann: „Sie sagen, er kündigte, aber tatsächlich wurde er zur Kündigung gezwungen?“ Und mein Vater antwortet: „Definitiv.“

Die beiden Söhne von August Kühne, Alfred und Werner, waren ab diesem Zeitpunkt alleinige Geschäftsführer. Eine Woche später, am 1. Mai 1933, traten sie in die NSDAP ein.

Meine Großeltern bezahlten wie Millionen andere unschuldige Menschen den Preis der sogenannten Arisierung. Langsam aber sicher wurde ihnen ab 1933 die Lebensgrundlage entzogen, ihr Vermögen wurde mit hohen Steuern belegt und ihnen gestohlen, ihr Besitz wurde enteignet. Langsam aber sicher verloren sie ihr Eigentum, ihre Freiheit und ihre Identität. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde Adolf verhaftet und mehrere Wochen im KZ Sachsenhausen festgehalten. 1941 wurden Adolf und Käthe in ein sogenanntes Judenhaus in der Bogenstraße in Hamburg eingewiesen und im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Am 14. Mai 1944 wurden sie weiter nach Ausschwitz deportiert und dort wahrscheinlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet.

Mein Vater Gerhart (Gerry) starb vor 12 Jahren – er war 90. Der brennende Schmerz über die Ermordung seiner Eltern hat ihn nie verlassen. Ich bin mir sicher, dass er ständig an sie dachte; es lastete schwer auf ihm, dass es ihm nicht gelungen war, sie aus Deutschland herauszuholen. Viele Visa-Anträge waren erfolglos, besonders nachdem der Krieg angefangen hatte.

Als wir klein waren, wussten mein Bruder und ich wenig darüber, was eigentlich passiert war. Ich glaube, dass mein Vater uns beschützen wollte, um uns eine relativ „normale“ Kindheit zu ermöglichen. 1938 hatten Adolf und Käthe es noch geschafft, Teile ihres Hab und Guts ins Ausland zu verschiffen – an meinen Vater in Kanada, meinen Onkel in England und meine Tante in den USA – in der Hoffnung, bald selbst ausreisen zu können. In unserem Haus in Montreal gab es Möbel, Bücher, Porzellan und Kunstwerke von meinen Großeltern, und ich habe erst später begriffen, wie ungewöhnlich das für überlebende Familienmitglieder von Holocaust-Opfern war. Diese Gegenstände waren meinem Vater unheimlich wichtig. Über sie hielt er eine Verbindung zu seinen Eltern am Leben, die wir damals noch nicht richtig verstehen konnten.

Im Jahr 1943 wurde mein Vater Soldat in der kanadischen Armee. Er diente während des Krieges im Canadian Intelligence Corps (dem kanadischen Geheimdienst) in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland, und 1945/46 war er in Oldenburg stationiert. Er konnte damals in Erfahrung bringen, was mit seinen Eltern geschehen war und schließlich vieles von dem geraubten Eigentum zurückerlangen, vom Familiensilber bis hin zur Elsbach-Fabrik.

Bis vor Kurzem konnte ich nichts über den Holocaust lesen und mir erst recht keine Dokumentationen oder Filme darüber anschauen. Es war zu schmerzhaft, zu furchtbar, zu erschreckend. Heute bin ich 69 Jahre alt. Vielleicht liegt es daran, dass mittlerweile einige Zeit seit dem Tod meines Vaters vergangen ist, ich fühle mich jedenfalls endlich stärker und kann mich damit konfrontieren, was meine Großeltern, andere Familienmitglieder und die Millionen Opfer des Holocaust – eine unvorstellbare Zahl – erlitten haben.

Wenn wir verhindern wollen, dass sich dieses absolut Böse wieder erhebt, dann müssen wir uns damit beschäftigen, was geschehen ist und wie alles genau vor sich ging. Diese Auseinandersetzung ist hier und jetzt nötig, auch mit Blick auf Unternehmen wie Kühne + Nagel. Denn Wissen bildet die Grundlage, die wir brauchen, um staatlich beförderte Lügen, Neid, Grausamkeit, Hass, Raub und Genozide weltweit zu stoppen.

Meine Mutter Joan und ich haben die Archive meines Vaters und meines Onkels an das Montreal Holocaust Museum gespendet. Sie umfassen Tausende von Schriftstücken und Fotos. Ich lese nun die ganze Korrespondenz, und es ist etwas ironisch, denn auf diese Weise lerne meine Großeltern doch noch kennen: Ich lerne sie so kennen, wie sie in diesen Briefen zu ihren Kindern sprechen. Sie geben ihnen liebevollen Rat, rufen wertvolle gemeinsame Erinnerungen wach und versuchen zu verstehen, was passiert. Am 1. September 1939, dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg begann, schrieb Käthe Maass an ihre Kinder: „Geht ruhig Euren Weg, macht Euch um uns keine Sorgen. Wenn alles vorüber ist, sehen wir uns hoffentlich alle wieder.“

Vielen Dank an Henning Bleyl, Evin Oettingshausen, die Stadt Bremen und alle Beteiligten. Dieses Mahnmal ist wichtig, denn es fordert uns auf, uns die Prozesse bewusst zu machen, die den Holocaust ermöglicht haben – die Prozesse der sogenannten Arisierung. Das Mahnmal ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einem Eingeständnis der gewissenlosen Taten der Erfüllungsgehilfen und Profiteure des Holocaust.

Barbara Maass

2023-09-05

Übersetzung: Hannah Regenberg

Einladung zur Einweihung des Mahnmals an der Tiefer in Bremen, 10. September 2023, um 11 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

anlässlich der Einweihung des »Mahnmals zur Erinnerung an die massenhafte Beraubung europäischer Jüdinnen und Juden durch das NS-Regime und die Beteiligung bremischer Unternehmen, Behörden und Bürgerinnen und Bürger« lade ich Sie herzlich am

Sonntag, 10. September 2023, um 11 Uhr

ein.

Die Feierstunde findet direkt an dem zwischen Weserarkaden und Wilhelm-Kaisen-Brücke erbauten Mahnmal statt. Ich freue mich insbesondere, auch zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer des Projekts begrüßen zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Bovenschulte

- Bürgermeister –

Erinnerungspolitische Radtour - Orte der NS-Beraubung in Bremen -Sonntag, 3. März 2024

Am Sonntag den 03.März 2024 findet erneut eine erinnerungspolitische Radtour zu NS-Raub-relevanten Orten in Bremen statt! Start um 14h am Finanzamt Bremen, Ende 17h an der Tiefer.

Viele bekannte Bremer Orte sind mit der Beraubung der jüdischen Bevölkerung eng verknüpft, ohne dass dies öffentlich bekannt ist. Dazu gehören das Weserstadion ebenso wie das »Aladin« in Hemelingen. Inhaltlich ausgehend vom neuen Mahnmal am Tiefer, das an die europaweite Beraubung der jüdischen Bevölkerung unter Beteiligung Bremer Firmen, Behörden und Privatpersonen erinnert, führt unsere erinnerungspolitische Radtour zu einigen dieser Orte und thematisiert deren jeweiligen Verbindungen zum NS-Raub.

Nicht alle relevanten Orte lassen sich logistisch mit einer einzigen Radtour verbinden (so bleiben das »Aladin« und der Europahafen diesmal außen vor), andere existieren nicht mehr. Dennoch wird deutlich werden, wie viele Orte und gesellschaftliche Gruppen von der Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung profitiert haben, die dem Massenmord vorausging. Die Radtour dient dabei nicht nur der Informationsvermittlung, sondern soll vor Ort, im Sinne eines kollektiven Brainstormings, auch die Fragen aufwerfen, wie wir, privat und öffentlich, mit dem NS-Unrechtserbe umgehen wollen.

Mahnmal-Projekt Bremen - www.geraubt.de, mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung.

Content Notification: Im Rahmen der Radtour werden Einblicke in nationalsozialistische Strukturen, Dokumente und Zeitungsartikel gegeben sowie Verfolgungs-Biografien von Jüdinnen_Juden thematisiert. CN: #Antisemitismus, #NS-Ideologie,#Menschenverachtung,#Verfolgung

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